Bis ich Anfang 30 war, war ich die gute angepasste Tochter, denn mit 20 machte ich Abi und ergriff den Beruf, den meine Mutter für mich ausgesucht hatte. „Was mit Jura. Und Beamtin.“ Besser kann es ja gar nicht sein.

Und eine bessere Idee hatte ich auch nicht. (Ich bewundere junge Leute, die mit 16 oder 20 schon wissen, was sie wollen!)

Dachte ich auch, denn immerhin konnte ich dafür nach Berlin umziehen, meine eigene Wohnung einrichten und verdiente schon während des Studiums Geld.

Aber: Ich war gar nicht gut in dem Job. Das Studium war nicht meins, und das Arbeiten später machte mich immer häufiger krank. Ich hatte einen sehr langen Arbeitsweg, und in der Arbeit gab es Schikane, Überlastung (weil nicht nur ich immer häufiger krank waren, sondern die Kollegen auch), keine Unterstützung.

Ich hatte immer weniger Energie. Auch keine Kraft, eine Beziehung aufzubauen. Einen Partner zu suchen … Was ich immer noch gerne tat und mir nicht nehmen ließ, waren Yoga und Musik – machen und Konzerte besuchen.

Was ich immer hatte, war genug Geld. Und das nutzte ich auch zum Reisen. Auf meiner USA-Reise im Herbst 2007 beschloss ich, dass ich nicht wieder in diesen Beruf zurückgehen kann.

Ich hatte für Januar 2008 noch eine Indienreise geplant, und die wollte ich noch erleben. Ich versprach mir aber, bis dahin eine Alternative gefunden zu haben, denn ich würde kündigen. Ich sprach mit meinem Anwalt, wie das vonstatten gehen und welche Folgen das haben würde. Ich erzählte meinem Umfeld von meinen Plänen. Viele unterstützten mich. Meine Eltern waren – natürlich – total dagegen. (Der gute Job, die gute Stelle!!)

Am Wochenende vor meiner Abreise nach Indien gab mir meine Schwester einen Flyer zur Ausbildung zur Yogalehrerin. Da war meine Alternative!

Zurück aus Indien reichte ich die Kündigung ein. Ich hätte noch bis Juni zu arbeiten, aber im April 2008 brach ich bei meiner Ärztin zusammen. Sie schrieb mich Woche für Woche immer weiter krank, bis ich im Juni nur noch meine Sachen abzuholen brauchte.

Inzwischen fing ich an, mein Leben noch einmal in allen Bereichen völlig neu aufzustellen:

Ich las sehr viel über umweltfreundliches Leben, gesunde (vegane) Ernährung, die Missstände in der Nahrungsmittelproduktion und Herstellung unserer Güter. Ich fing an, ökologischer zu leben. Ich setzte die Pille ab. Warf meinen Fernseher raus.

Eines Tages auf einem meiner letzten Heimwege von der Arbeit sah ich vom Zugfenster aus ein kleines Mädchen auf einem Bahnsteig stehen. Da wusste ich plötzlich, dass ich in die Stadt meiner kleinen Nichten umziehen will, weil ich dabei sein will, wenn sie aufwachsen. Und jetzt hatte ich ja plötzlich auch die Chance dazu. Ich ergriff die Gelegenheit und zog von Berlin nach Dresden.

Ich wollte künftig erstmal mit so wenig wie möglich Geld auskommen, also so wenig wie möglich Geld verbrauchen müssen, damit mein Erspartes möglichst lange reicht und ich langsam anfangen kann, wieder einen Job zu finden oder meine Ausbildung zu machen.

Deshalb kalkulierte ich alle Ausgaben, kündigte alles Überflüssige, verkaufte ganz viele meiner Sachen, spendete vieles an die Rumänienhilfe.

Ich schälte alles weg, was ich nicht mehr brauchte, nicht in mein neues Leben mitschleppen wollte.

Im August zog ich um. Weil es bis zur Yoga-Ausbildung noch bis Januar gedauert hätte, brauchte ich was zur Überbrückung.

Auch hier war ich entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und „was mit Musik“ zu finden. Ich wollte mit Künstlern arbeiten, aber nicht selbst auf der Bühne stehen. Wo geht das? In einem Veranstaltungsort, einer Agentur … Ich fand eine Stelle, die beides war.

Die Chefin dort brachte mich schließlich drauf, mich doch auch selbständig zu machen. Es sei gar nicht so schwer, sie zeigte mir alles, führte mich in ihre Kreise ein … Im Juli 2009 eröffnete ich meine eigene Konzertagentur „Mad4Music“.

Das war eine aufregende Zeit. Ich war so hibbelig! Erlebte so viele neue aufregende Dinge! Traf so spannende Menschen.

Und musste in meinem Blog immer wieder davon schwärmen, wie toll es ist, wenn man sich traut und sein eigenes Leben formt!

Und daraus ergab sich schließlich meine wahre Berufung: Ich spaltete diese Blogposts von den Musikblogposts ab:

Und ganzichselbst war geboren: Mein jetziges Unternehmen, mit dem ich als Neuanfangsmentorin in Onlineprogrammen und E-Büchern erschöpften Frauen Mut mache und sie dabei begleite, ihr Leben noch einmal neu zu starten.


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