Ich halte überhaupt nichts von „Work-Life-Balance“.
Lebst du etwa nicht, während du im Büro bist?
Verschiebst du das Leben etwa auf den Feierabend (wieviel Leben ist da noch in dir, hm?)
Auf die Wochenenden? Dann holst du alles auf, was du in der Woche verpasst hast? Inklusive zu putzen?
DAS HIER ist ja ein Leben! Oder wirst du leben, wenn du endlich Rentner bist?
Nö, mir ist das zu lange hin. Mein Leben ist mir zu schade dazu, drauf zu warten, es zu verschieben. Es ist doch gar nicht gewiss, ob wir das Rentenalter erreichen! Zumal das sowieso dauernd hochgesetzt wird. Und viele Rentner sich Geld dazu verdienen (müssen), weil die Rente nicht reicht.
Bei mir muss es jetzt schon lebenswertes Leben geben.
Deshalb hab ich 2008 meine alte Beamtenlaufbahn hingeschmissen. Hab mein Leben nochmal neu eingerichtet und angefangen, meine Träume auszuprobieren. Ich hatte inzwischen eine Konzertagentur. Weil ich schon immer mit Künstlern arbeiten wollte – weil ich sie einfach inspirierend und faszinierend fand.
Und dann hab ich ein Café aufgemacht, das gleichzeitig ein Second Hand-Buchladen war, ein Veranstaltungsort für Konzerte, Seminare und Workshops. Und irgendwie all das in sich vereinte, was ich schon immer machen wollte. Das hab ich auch so lange gemacht, wie es gut tat. Und dann war wieder ein neuer Traum dran.
Ja, ich spüre das Leben jetzt mehr denn je. Das liegt auch daran, dass ich nicht mehr gleichförmig flach von Tag zu Tag dümple, mit einem Plan, den andere für mich aufgestellt haben. Ich erlebe sehr viele Dinge, die mich freuen und begeistern.
Und ich erlebe auch Ängste, Sorge und Auseinandersetzung mit Menschen, mit deren Verhalten ich nicht – mehr – einverstanden sein kann. Und das ist es, was meinem Leben Tiefe gibt.
Unser Leben ist unser Alltag. Am Ende wird es für viele von uns vorbei gerauscht sein, und sie werden sich fragen, wo das Leben geblieben ist, denn die ganze Zeit haben sie nur drauf gewartet, dass es endlich beginnt.
Es ist aber schon längst da.
Deshalb sollten wir HEUTE Freude suchen. Freude in dem, was wir tagtäglich tun.
Allem voran unsere Arbeit.
Hier verbringen wir unsere besten Jahre. Hier sind wir die meiste Zeit unseres jetzigen Alltags und überhaupt die meiste Zeit unseres Lebens.
- Wenn deine Arbeit wenigstens nett ist und die Kollegen auch, dann ist es prima.
- Dann erfreu dich dran und leb deine Freizeit.
- Aber wenn du täglich leidest und dich aufregst, Angst hast vor dem Morgen, dann bitte, bitte:
- Such dir eine neue Arbeit!
Es gibt sie! Glaub mir! Ich hab’s oft genug gesehen, bei mir selbst und bei meinen Klientinnen.
Ich meine, ich hab eine BEAMTENstelle aufgegeben. Ganz sicher findest du etwas besseres, etwas, was deine Zeit – deine Lebenszeit! – wert ist. Wirklich: Das wichtigste ist, dass dein Alltag schön ist.
Bitte verschiebe nicht alles auf später. Wer weiß, wie viel „später“ wir kriegen.
Weitermachen mit -> Deine eigentliche – wirklich wichtige – Arbeit im Leben